Wie lernt man eigentlich gehirngerecht?

Gehirngerecht lernen

Meine Tochter lernt Lateinvokabeln. Sie sitzt schon ewig am Tisch und die Wörter finden einfach nicht den Weg in ihren Kopf. Dabei macht sie alles genau so, wie ich es ihr erklärt habe: lesen, abschreiben, merken. Warum funktioniert das denn nicht? Bei ihrer Schwester hat es geklappt, ich habe so gelernt, nur meine Tochter langweilt sich und lernt nichts…. Ihr Gehirn tickt anders.

Ganz einfach: Sie ist kein visueller Lerntyp. Nachdem sie herausgefunden hat, dass sie eher der Bewegungstyp ist, nimmt sie ihre Karteikarten mit aufs Trampolin. Hüpft auf und nieder und die Vokabeln hüpfen ins Gehirn. Vergnügt. Bei Max funktioniert es am besten, wenn er wie beim Fußball trippelt, und Anna kann sich die Vokabeln am leichtesten merken, wenn sie sie auf die Melodie ihres Lieblingssongs trällert. So lernen alle drei gehirngerecht.

Leichter lernen: mehrdimensional lernen

Wer seine bevorzugten Lernkanäle kennt, kann viel Zeit und Energie sparen. Dabei gilt allerdings immer: Menschen sollen mit allen Sinnen lernen, verschiedene Strategien für unterschiedliche Aufgaben nutzen und dabei immer mehrdimensional arbeiten. Denn das Gehirn liebt Abwechslung.

Was merken wir uns am besten? 20 Prozent dessen, was wir gehört haben. 30 Prozent dessen, was wir gelesen oder gesehen haben. Aber schon 50 Prozent dessen, was wir gehört und gesehen haben. Und ganze 90 Prozent dessen, was wir selbst durchgeführt oder erfahren haben. Was heißt das für das Lernen? Möglichst viel durch Erfahrung und Erleben lernen, hilft den Stoff im Langzeitgedächtnis zu verankern.

Jedes Kind lernt anders

In der Schule bleibt das Lernen durch Erfahrung leider vielfach auf der Strecke. Was ist gefordert? Das Einprägen und Wiederholen von Lerninhalten leider sehr viel häufiger als spannende Lernerfahrungen. In einem Lerntypentest kann man daher die Reihenfolge der präferierten Lernkanäle eines Kindes ermitteln und prüfen, ob beide Gehirnhälften gleich beim Lernen aktiv sind.

Mit den Ergebnissen entwickeln wir geeignete Lernstrategien, passen sie den besonderen Vorlieben des Kindes an und entwickeln so eine individuelle Strategie für jedes Kind.
Visuelle Lerner bevorzugen dabei die optische Wahrnehmung. Sie speichern Lernstoff beim Lesen und beim Betrachten von Schaubildern und Filmen. Sie wissen beispielsweise genau, dass die gesuchte Vokabel links unten auf der Seite steht und merken sich Telefonnummern durch Aufschreiben.

Geeignete Lernstrategien können hier Lernvideos auf YouTube, Mindmaps und farbig gestaltete Texte und Schaubilder sein. Mit Farben und Bildern lernt dieser Lerntyp spielerisch und seiner Fantasie entsprechend kann mit Kopfkino gearbeitet werden. Ein geordneter Schreibtisch ist wichtig, damit der Blick nicht gleich abgelenkt wird. Diese Kinder arbeiten manchmal zu oberflächlich und beteiligen sich mündlich zu wenig, weil ohnehin alles in einem Blick erfasst und klar ist.

Bewegen Schülerinnen die Lippen beim Lesen, lesen sie laut in Gedanken mit und sind auditiv besonders stark. Sie haben normalerweise weniger Probleme in der Schule und kommen hervorragend mit Frontalunterricht klar. Allerdings bereitet ihnen häufig die Rechtschreibung ein Problem, weil sie nach Gehör schreiben wollen. Vor lauter Details verlieren sie gelegentlich den Blick für das Wesentliche, Aufsätze sind gespickt mit Einzelheiten, lassen aber manchmal den roten Faden vermissen. Vokabel lernen sie gut laut sprechend, am besten laufen sie dazu eine liegende Acht. Alternativ nehmen sie sie auf MP3 auf und hören sie immer wieder an. Zahlen merken sich auditive Lerntypen durch Rhythmus beim Sprechen: Reime, Sprüche, Eselsbrücken finden sie super.

Kinästheten müssen Lernen erfahren und tun sich relativ schwer damit im Schulalltag. Sie lieben Experimente, wollen be-greifen, ausprobieren. Rollenspiele, Bastelaufgaben und Lernen durch Nachahmung sind hier die Stichworte. Zahlen merken sich diese Lerntypen mit guten Mnemotechniken. Besonders wichtig für diese Schülerinnen ist eine harmonische Lernumgebung, sie wollen sicher nicht am Schreibtisch lernen, sondern legen sich lieber gemütlich in eine kuschelige Ecke mit ihren Büchern. Eltern sollten das unbedingt zulassen, sonst wird es schwierig mit dem Lernalltag.

Sehr häufig hat der Bewegungstyp Lernschwierigkeiten, muss er doch den ganzen Tag wider seine Natur still sitzen und findet in der Schule kaum Anregungen. Dabei sind Hüpfball und Trampolin eher sein Metier. Für ihn sind räumliches Lernen mit Bewegung ideal, wo Lerninhalte mit dem Körpergedächtnis abgespeichert werden.

Werden diese Kinder unkonzentriert, müssen sie aufstehen, ein Glas Wasser holen und sich kurz bewegen. Strukturen, Rhythmus, Verben klopfen und alle Übungen für die Konzentration tun ihnen gut. In der Schule erlauben manche Lehrer während der Schulaufgaben einen Kaugummi – und der hilft wirklich. Sonst kann man im Unterricht etwas in die Hand nehmen und kneten, damit die Aufmerksamkeit einigermaßen bleibt.

Lernstile variieren je nach Schulfach und Kind

Entspricht der auditiv-visuell orientierte Schulunterricht so gar nicht den eigenen Neigungen beim Lernen, ist am Nachmittag Kreativität gefragt, um die Motivation aufrechtzuerhalten. Und ganz wichtig für Eltern: Nicht, was bei einem Kind funktioniert, ist für das nächste ebenfalls richtig.

Lernen ist individuell und erfordert kreative, fantasievolle Wege. Wenn Familien alleine nicht weiterkommen oder zu viel Stress entsteht, hilft Lerncoaching hier ideal weiter. Eine ideale Strategie für jedes Kind, jedes Fach und die persönlichen Neigungen werden hier in Einklang gebracht, nachdem ein ausführlicher Test die Lernpräferenzen gezeigt hat.

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2 Antworten

    1. Liebe Kathrin, einen detaillierten Lerntypentest kannst du im Coaching bei uns machen. Eine Kurzversion findest du im Buch zum Downloaden.

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