„Mein Kind kann sich nicht konzentrieren“. Mit diesem Anliegen kommen vor allem Mütter von GrundschülerInnen in mein Coaching und suchen Hilfe. Meine These: Konzentration ist für alle Kinder möglich. Kinder haben allerdings häufig keine Lust dazu.
Woher weiß man als Eltern, ob sich ein Kind konzentrieren kann?
Was heißt das überhaupt, sich konzentrieren? Die Katze richtet Ihre gesamte Aufmerksamkeit mit starrem Blick auf das Mäuseloch, damit die Maus nicht entwischt. Und wir Menschen lenken unsere Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema wie den Strahl einer Taschenlampe. Willentlich und für eine bestimmte Zeit, unabhängig von Ort und äußeren Umständen.
Was lenkt Kinder ab? Wird es in der Schule abgelenkt, weil es geärgert wird und ständig überlegt, was der Sitznachbar als Nächstes tun wird, anstatt sich auf Mathe oder Deutsch zu fokussieren?
Drei Fragen gilt es zu klären, wenn es um Konzentration geht:
- Haben wir die Gedanken unter Kontrolle?
- Können wir uns vor äußeren Einflüssen abschotten?
- Stimmen die Voraussetzungen, um konzentriert zu arbeiten?
Konzentration heißt, die Gedanken kontrollieren
Häufig klappt aber das Arbeiten zuhause nicht, weil störende Gedanken wie Kobolde immer wieder dazwischenfunken. Dann hilft es, zunächst einmal den Gedanken und Gefühlen Zeit zu geben. Fünf Minuten investieren und an alles denken, was gerade wichtiger ist als Lernen und was uns in der Konzentration stören könnte. In dieser Gedankenpause denken die Kinder an alles, was ablenken könnte. Ihr werdet merken, dass es gar nicht so lange braucht, bis sie sich wieder konzentrieren können.
Gedankenkobolde aufschreiben oder in eine Gedankenschachtel packen. So werden sie auf keinen Fall vergessen! Bastelt einen schönen Umschlag, legt ihn auf den Schreibtisch und wann immer ein Kobold auftaucht, schreibt ihr einen kleinen Zettel mit dem Gedanken und steckt ihn dann in den Umschlag. So können die Kinder sicher sein, nichts zu vergessen, konzentrieren sich aber im Moment weiter auf den Lernstoff.
Handycheck sollte alle 30 oder 60 Minuten je nach Alter ebenfalls eingeplant werden, damit nicht ständig überlegt wird, ob man nichts Wichtiges verpasst.
Wer sich leichter fokussieren will, kann auf dem Weg dorthin – also während er oder sie sich an den Schreibtisch setzt, den Computer hochfährt, die Unterlagen zurecht legt – sein eigenes Tun kommentieren: „Ich setze mich, hole die Bücher, schlage mein Heft auf, sehe mir die Aufgabe an, packe meinen Stift aus….“ Dabei bündelt Ihr die Aufmerksamkeit immer mehr auf die anstehende Aufgabe. Je häufiger Kinder dies tun, desto schneller gelingt es ihnen mit der Zeit. Ein tolles Ritual, das wirklich hilft.
Abschottung nach außen ist wichtig für Konzentration
Am einfachsten ist es, die Ablenkung auszusperren: Hängt ein Schild an die Tür: Lernstelle – betreten verboten. Wenn sie das sehen, bleiben Eltern und Geschwister auf alle Fälle draußen.
Besorgt Ohrstöpsel oder Kopfhörer für Kinder mit auditiven Wahrnehmungsproblemen. Diese lassen sich extrem schnell von Nebengeräuschen ablenken und können sich mit Kopfhörern beim Lernen viel besser konzentrieren.
Schafft einen Handyparkplatz in Entfernung zum Zimmer, so dass kein Piepen zu hören ist. Schließt die Tür. Und das Handy wird nur zu den vereinbarten Zeiten kontrolliert. Das ist die wichtigste Maßnahme für Konzentration – für Erwachsene und Kinder.
Siehe auch: Digitale Medien im Kinderzimmer: 5 Schritte für gesunden Umgang
Da man Störungen von außen nicht immer abstellen kann, ist es wichtig, Strategien zu entwickeln damit umzugehen. Nicht selten ist der Lärmpegel im Klassenzimmer hoch, Kinder spazieren durchs Klassenzimmer, Lärm von der Straße stört. Hier hilft es Schülern wie Erwachsenen, wenn sie lernen, sich mental abzuschotten.
Innere Bilder helfen dabei: Stellt Euch vor Ihr tragt eine Glaskapsel um den Kopf, wie die Astronauten auf dem Mond oder Kopfhörer auf den Ohren. Nehmt nur wahr, worauf Ihr konzentriert seid und blendet alles andere aus. Störungen sind da, aber Ihr registriert sie nicht mehr.
Kinder können mit Gehirngymnastik üben, damit diese Strategien besser funktionieren.
Grundvoraussetzungen für Konzentration
Kinder müssen sich ausreichend bewegen, viel trinken, auf gesunde Ernährung mit wenig Zucker und wertvollen Kohlehydraten als Energielieferanten achten.
Weiterlesen: Fachleute warnen: die meisten Kinder schlafen zu wenig, um erfolgreich und stressfrei zu lernen
Entspannung: Radfahren, lesen, chillen, mit Freunden treffen, basteln, handarbeiten – hier kann jeder seinen persönlichen Vorlieben nachgehen. Und als allgemeine Arbeitsstrategie für mehr Konzentration sollte man stets eins nach dem anderen erledigen – nicht alles gleichzeitig.
Podcast-Folge über Konzentration beim Lernen: Jedes Kind kann sich konzentrieren – wenn es nur will