Kinder lernen jeden Tag: Ich bin ein Versager – so entstehen Lernblockaden

„Kinder lernen jeden Tag: Ich bin ein Versager“. Der Schweizer Kinderarzt und Autor Remo Largo hat eine Förderwut ausgemacht. Heutige Eltern würden ihren Kindern das Gefühl geben, nicht zu genügen, so Largo in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Was läuft da schief? Ich bin der festen Überzeugung, dass alle Eltern nur das Beste für ihr Kind wollen. Sie sorgen sich um die Zukunft, die Chancen, wollen ihren Kindern einen gewissen Lebensstil ermöglichen. Deswegen fördern und fordern sie sie in verschiedensten Bereichen. Dabei trauen sie ihnen nicht zu, ihre eigenen Erfahrungen zu machen, sich selbst zu entwickeln. Wollen sie vor Fehlern und Niederlagen schützen.

Eltern möchten zwar, dass ihre Sprösslinge bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten haben, aber genauso wichtig ist ein gutes Selbstwertgefühl und eine Selbstwirksamkeit. Das bedeutet, dass sie sich mögen, so wie sie sind. Dass sie daran glauben, ihr Leben meistern und in dieser Gesellschaft bestehen zu können. Und diese Fähigkeit können sie nicht entwickeln, wenn sie ständig fremdbestimmt gefördert werden. Das wird leider zu leicht übersehen.

Wie kann man Lernblockaden lösen?

Loslassen. So der Rat von Largo, dem ich hier nur zustimmen kann. Ich sehe in meiner Coachingpraxis auch, dass sehr viele Kinder gar nicht mehr wissen, was ihnen guttut, was sie wollen, wofür sie brennen. Sich nicht selbst ausprobieren und entwickeln dürfen. Das fällt uns Eltern und vor allem den Mamas zunehmend schwer. Deswegen ist Loslassen für Mamas ein sehr wichtiges Thema und ich arbeite Frauen genau an diesen Fragen.

Wir wollen ihnen Niederlagen und Umwege ersparen und übersehen, dass wir ihnen damit einen wichtigen Lernprozess vorenthalten. Wir wollen sie möglichst gut vorbereiten auf das, was kommt und tun es damit gerade nicht. Denn wirklich kompetent werden Jugendliche nur, wenn sie selbstbestimmt Erfahrungen machen dürfen.

Dazu kommen dann überambitionierte Freizeitprogramme im Sportverein, im Musikunterricht, bei Jugend forscht. Herumhängen ist verpönt, Kinder genau wie Manager müssen immer einen Auftrag erfüllen, Leistung erbringen.

Die Folge: Jeder 4. Teenager ist heute gefährdet, einen Burn-out zu erleiden. Diese Zahlen unterscheiden sich wieder kaum von den Managern. Kindheit sieht eigentlich anders aus.

Und jetzt?

Hinschauen, was die Kinder wirklich wollen. Jedes Kind ist talentiert, aber nicht jedes Kind verfügt über die gleichen Begabungen. Individuelle Förderung ist wichtig, die hinschaut, wo die Stärken und Erfolge liegen und diese ausbaut. Egal ob sie in der Schule gefragt sind oder nicht.

Auch nicht jedes Kind lernt gleich. Der Lernstil und das Lerntempo können sich stark unterscheiden. Jedes Kind sollte ausreichend Gelegenheit haben, sich auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu sammeln. Positive wie negative.

Die Perspektive ändern: Wer nie schlechte Noten hat, kann nicht mit Niederlagen umgehen. Wer keine Probleme hat, wird nicht zum Problemlöser. Und Fehler sind Lernchancen und keine Karrierehindernisse.  Auch das gehört zum Loslassen.

Und jetzt gleich?

Rumhängen als gesunde und notwendige Erfahrung einordnen. Dafür sorgen, dass die Kinder mit Gleichartigen Zeit verbringen ohne Auftrag. Einfach mal fragen, worauf sie Bock haben.

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