Ferienzeit: Sonne, Schwimmbad, Nichtstun?

Ferientipps_Petra_Trautwein

Nein, im Gegenteil: Sprachkurs, Musikwochen, Sommercamps und Ferienprogramme führen zu einem verplanten Tagesablauf – auch in den großen Ferien. Oft ist es gut gemeint: Eltern müssen arbeiten und können mit ihren Kindern nichts unternehmen. Damit die sich nicht langweilen, wird dann vermeintlich Gutes organisiert.

Doch das Weniger ist mehr: Kinder sollten die freie Zeit zum Auftanken nutzen, sie müssen sich erholen, einfach mal ausspannen vom Schul- und Alltagsstress. Lässt man dies zu, kommt es zu ganz erstaunlichen Entwicklungen. Und das Hirn kann wirklich mal abschalten. Haben Kinder kein Freizeitprogramm und fangen an sich zu langweilen, sind sie gezwungen, Verantwortung für ihre Zeit zu übernehmen und sich selbst Aktivitäten zu suchen, die sie interessieren – und dabei sollten Computer- und Handyspiele nur eine kleine Rolle spielen. So haben Kinder die Chance, ihre wahren Interessen kennen zu lernen, Talente zu entdecken. Zehn Ferientipps daher einmal anders.

  1. Handy und Medien abschalten

Vereinbaren Sie mit ihren Kindern eine medienfreie Woche. Überreden Sie sie dazu, sich mal auf ein Experiment einzulassen, weil sie wissen wollen, wie sich das Leben ganz ohne Handy so anfühlt. Erlauben Sie ihnen notfalls, morgens und abends Nachrichten zu checken, aber der Rest des Tages sollte mit anderen Dingen gefüllt sein. Erklären Sie ihnen, wie wichtig das ist und machen Sie selbst mit bei diesem Experiment.

  1. Stille genießen

Die Welt schläft nie, Kabel und Satelliten sind ständig auf Sendung. Alles ist laut, grell und schnell. Unser Gehirn ist dafür nicht gemacht, es stammt aus einer Zeit, als es noch Lagerfeuer gab und klare Sternenhimmel und echte Ruhe. Dagegen ist das heutige Leben, als hätte uns jemand einen riesigen Trichter auf den Kopf gesteckt und würde pausenlos Tonnen an Tönen, Bildern, Daten, Anforderungen und Aufforderungen hineinkippen. Die Folge: Uns kommt es zu den Ohren raus, wir sind gestresst, unkonzentriert, fahrig, erschöpft, werden sogar manchmal krank. Was dagegen hilft? Die Stille. Auch die Hirnforschung bestätigt, dass schon ein paar Minuten Stille am Tag wichtig für unser „System“ sind. Lassen wir die Kinder in den Ferien also verstärkt Stille genießen. Das befreit sie von Stress und Anspannung, lässt sie kreativ werden und füllt die mentalen Ressourcen wieder auf.

  1. Die Details erkunden

Was machen Ihre Kinder gerne? Fußball spielen, reiten, Rad fahren? Um einmal zu verstehen, was so auf einem Quadratkilometer unserer Erde los ist, überlegen Sie gemeinsam, welches Gebiet sie besonders interessiert:  am Strand, im Wald, Garten oder im Park in der Stadt – am Fußballfeld oder auf dem Reiterhof.  Schicken Sie die Kinder los, am besten mit Lupe, Smartphone und Kamera. Sie sollen schauen, was sie so entdecken an ihrem Lieblingsort: Getier? Natur? Kultur? Schätze? Wichtig: Irgendwie festhalten. Am besten gemeinsam mit Freunden.

  1. Einen Nachtausflug unternehmen

Schauen Sie sich das gewählte Gebiet einmal nachts gemeinsam mit den Kindern an. Gehen Sie mit Taschenlampen und Verpflegung los und erkunden bei Dunkelheit das gleiche Terrain. Was hat sich verändert? Welche Tiere gibt es nachts? Ruhig etwas länger unterwegs sein, in den Ferien kann man ja ausschlafen.

  1. Heute kochen wir!

Lassen Sie die Kinder ihr Lieblingsessen kochen. Inklusive Einkauf und Abwasch. Es gibt keine Vorschriften, sie dürfen kochen, was sie wollen und Sie müssen alles aufessen. Ohne zu meckern J

  1. Regenwetter nutzen

Ist das Wetter schlecht: kein Problem. Entweder schauen die Kinder ihre Forschergebiete nochmal bei schlechtem Wetter an und dokumentieren die Veränderungen. Oder sie ziehen einfach die Gummistiefel an und plantschen so richtig nach Herzenslust durch die Pfützen oder den nassen Wald. Fange und Verstecken bei strömendem Sommerregen. Wenn Sie in der Stadt wohnen, schicken Sie sie in den Park oder auf einen großen Spielplatz.

  1. Stechen Sie in See!

Machen Sie eine Kreuzfahrt. Mieten Sie ein Ruder- oder Tretboot und fahren Sie auf einem See zum Baden. Nehmen Sie ein Picknick und eine Luftmatratze mit. Das macht allen Spaß!

  1. Spielen Sie!

Besorgen Sie ein neues Brettspiel oder leihen Sie eines in Ihrer Stadtbibliothek und spielen Sie mal wieder nach Herzenslust. Monopoly einen ganzen Tag lang. Die Legenden von Andor oder, was Sie gerne spielen….

  1. Langweile tut gut.

“Kinder müssen in ihrer eigenen Langeweile versinken, damit die Welt um sie herum so still wird, dass sie sich selbst hören können”, schreibt Psychologin Vanessa Lapointe in einem Beitrag für die Huffington Post.

“Langeweile ist eine unglaubliche Chance für Kinder, zu ihren eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Fähigkeiten zu finden”, sagt auch Psychologin und Familylab-Seminarleiterin Julia Stoch.

Und der renommierte Hirnforscher Gerald Hüther ist der Ansicht: „Nur aus der Langeweile heraus kann ein Kind seine eigenen kreativen Ideen entwickeln.”

  1. Genießen Sie mit allen Sinnen!

Was macht Ihre Familie besonders gerne? Gönnen Sie sich ein Eis, gehen Sie gemeinsam ins Kino oder zum Italiener – was immer sie besonders gerne mögen, reservieren Sie einen Ferientag dafür und zelebrieren Sie so richtig Familienzeit. In Zeiten von Stress und Ärger werden Sie davon zehren.

Vielleicht finden Sie ja auch Ihre eigenen speziellen Ferientipps für Ihre Kinder. Aber achten Sie darauf, dass genug Zeit für Freiräume und Kreativität, Nichtstun, Langeweile und Stille bleibt. Genießen Sie den Sommer!

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