Selbstständig lernen funktioniert nur mit Vertrauen

Wie kann mein Kind selbstständig lernen?

Die häufigste Frage, die mir im Coaching gestellt wird, ist: „Wie kann mein Kind selbstständig lernen?“ Dabei gilt es drei Dinge zu beachten: Eigenverantwortung beruht auf Vertrauen, Loslassen ist wichtig und Motivations-Killer müssen beseitigt werden.

Verantwortung im Lernprozess

Richard Bandler, der Begründer des Neuro-Linguistischen Programmierens, vergleicht in einer Metapher das Leben mit einer Busfahrt. Wenn Kinder auf die Welt kommen, sitzen sie auf den hinteren Plätzen, haben keinen Einfluss auf die Reise und sind damit völlig zufrieden. Je älter sie werden, desto weiter nach vorne rutschen sie im Bus. Sie denken darüber nach, welche Route sie nehmen möchten, überlassen aber immer noch anderen das Steuer. Irgendwann nehmen Sie dann selbst auf dem Fahrersitz Platz und steuern den Bus.

Schulerfolg durch Selbstständigkeit

Für Eltern ist es nicht immer einfach, diesen Prozess zuzulassen. Die frischgebackenen Fahrer nehmen Umwege oder erleiden Pannen, bei denen sie Hilfe brauchen. Viele Eltern greifen den Kindern immer wieder ins Lenkrad, um ihnen zu helfen. Das gilt besonders für die Schule, da es hier um die Zukunft der Kinder geht. Ab einem gewissen Punkt sollten Kinder jedoch ihren eigenen Weg gehen können. Die Eltern können in der weiterführenden Schule zwar noch auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, sollten die Finger aber vom Steuer lassen. So lernen Kinder die Selbstständigkeit, die sie später für ihren Erfolg benötigen.

Der richtige Zeitpunkt für Selbstständigkeit

Diese Entwicklung beginnt etwa ab dem 10. Lebensjahr mit den Anfängen des selbstständigen Lernens. Sie sollte spätestens mit der Prüfungsvorbereitung abgeschlossen sein. Noch besser ist es, wenn Kinder ab der 8. oder 9. Klasse selbstständig lernen.

Schulstress als Familienstress

Verantwortung zu übernehmen ist nicht leicht. Es ist viel leichter, sich auf Mama oder Papa zu verlassen. Wenn Kinder wissen, dass der elterliche Pannendienst immer anrückt, werden sie sich nicht anstrengen. Dann funktioniert es mit dem selbstständigen Lernen nicht. Der Schulstress wird zum Familienstress, da die Verantwortung immer noch bei den Eltern liegt.

Kinder beim Lernen unterstützen

Kinder sollten von ihren Eltern zwei Dinge bekommen: Wurzeln und Flügel. Daran hat sich seit Goethe nichts geändert. Wurzeln sind grundlegende Kenntnisse, Fähigkeiten, Werte und Arbeitsweisen. Wenn es in Richtung Schulabschluss geht, sind die Flügel an der Reihe. Kinder müssen allein lernen und ihren Weg selbst finden. Bis zu dieser Zeit haben wir ihnen hoffentlich vermittelt, welche Werte und Fähigkeiten im Leben wichtig sind.

Fehler sind wichtig für den Schulerfolg

Ein wichtiger Faktor ist Kontrollverlust. Viele Eltern mögen es nicht, die Kontrolle über ihre Kinder zu verlieren, aber das gehört einfach dazu. Auch wenn er wehtut, ist dieser Kontrollverlust gut. Er führt dazu, dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen und Fehler machen. Fehler sind Lernchancen. Sie führen dazu, dass unsere Kinder wachsen und sich entwickeln. Das heißt nicht, dass Eltern ihnen nicht mehr helfen dürfen. Sie müssen jedoch die Kontrolle über den Bus abgeben.

Besser lernen durch Zukunftsplanung

Was wünschen wir uns für die Zukunft unserer Kinder? Für mich gehören dazu Mut, Vertrauen und Selbstbewusstsein. Ohne Mut gibt es keine Veränderung und keine Entwicklung, deshalb ist er für mich unglaublich wichtig. Was wünschen sich die Kinder? Die Wünsche der Kinder sollten mit denen der Eltern in Einklang gebracht werden. So findet ihr heraus, was euch wirklich wichtig ist. Das sind dann die Grundsteine der Familie.

Verantwortung als Lernprozess

Die Verantwortung kann man schrittweise übertragen. Zuerst kommt die Verantwortung für das Zimmer, dann für den Sport und schließlich für das gesamte Leben. Hier kann man in Ruhe klären, welche Ziele das Kind hat, welche Ziele die Eltern haben, und nach und nach die Aufgaben übertragen. Das ist ein Lernprozess, der viel Vertrauen und Kommunikation erfordert. Es ist ratsam, den Kindern Aufgaben im Haushalt zu übertragen, damit sie auch hier in die Pflicht genommen werden. Auch das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Erfahrungsgemäß sind die Eltern bei diesem Thema selten einer Meinung und Streit ist deswegen vorprogrammiert. Die Eltern sollten sich unbedingt zusammensetzen, um eine gemeinsame Position zu finden, damit die Kinder nicht verwirrt sind.

Motivation durch Freiheit

Wenn Kinder mehr Verantwortung übernehmen, lernen sie besser mit Misserfolgen umzugehen. Selbst zu entscheiden, gibt ihnen ein Gefühl der Freiheit, das am Anfang noch ungewohnt ist, dass sie aber immer mehr lieben werden. Nur wenn Kinder erkennen, welche Folgen ihre Handlungen haben, können sie lernen, Verantwortung zu übernehmen.

Verantwortung für das eigene Lernen und das eigene Leben

Wir erwarten von älteren Kindern mehr Verantwortung als von jüngeren Kindern. Häufig trauen wir Teenagern aber mehr Verantwortung zu, als sie wirklich übernehmen können. Vor dem Teenager-Alter funktioniert das in der Regel gar nicht. Später geht es dann um größere Themen. Wie verantwortlich gehen wir mit der Umwelt, mit der Gesellschaft, mit anderen Menschen um? Auch darüber sollten sich Jugendliche irgendwann Gedanken machen.

Die Bedeutung von Noten verstehen

Schließlich lernen Jugendliche ja nicht für die Eltern oder die Lehrer, sondern für sich selbst, ihre eigenen Träume und ihr eigenes Leben. Gute Noten eröffnen dabei mehr Wege als schlechte. Wenn man nicht so gute Noten hat, darf man kreativer bei der Suche nach interessanten Weiterbildungsmöglichkeiten sein. Die Schüler und Schülerinnen setzen schließlich die Prioritäten und leben dann auch mit den Folgen. Das ist Erwachsenwerden.

Selbstständige Lerner

Wir wollen und brauchen verantwortungsbewusste Menschen und möchten unsere Kinder gerne zu solchen erziehen. Sie sollen als Erwachsene etwas bewirken, sich engagieren, ihren eigenen Fußabdruck auf der Welt hinterlassen. Das geht nicht, wenn wir ihnen nichts zutrauen und ihnen keine Verantwortung übertragen. Menschen, die sich vor Verantwortung scheuen, werden in ihrem Leben nie etwas bewegen.

Zusammenhang zwischen Loslassen und Motivation

Wie bei allen Veränderungen ist beim Loslassen der erste Schritt der schwierigste. Eltern erwarten meist, dass die Kinder von sich aus Motivation zeigen, und wollen erst dann loslassen. So zögern sie den Schritt zum selbstständigen Lernen immer weiter heraus. Die Motivation der Kinder folgt jedoch meist erst nach dem Loslassen.

Schulstress ist kein Weltuntergang

Wenn Kinder die Schule nicht mögen, fühlen sich Eltern oft dafür verantwortlich, sie positiv zu stimmen. Wir haben oft das Gefühl, für das Glücklichsein unserer Kinder verantwortlich zu sein. Das ist aber nicht so. Jeder ist für sein Glücklichsein selbst verantwortlich. Kinder dürfen Durchhänger haben. Sie dürfen lernen, sich daraus wieder selbst zu befreien. Kindern darf es auch langweilig sein. Schlechte Noten und die Wiederholung einer Klasse sind auch kein Weltuntergang.

Motivation beim Lernen

Viele Eltern wollen ihren Kindern die negativen Schulerfahrungen ersparen, die sie selbst gemacht haben. Deswegen hindern sie sie unbewusst daran, Selbstständigkeit zu lernen. Manche Eltern lehnen das Schulsystem von vorneherein ab. Wie soll ein Kind dann motiviert lernen? Auch wenn Eltern glauben, dass in der Schule nichts Sinnvolles gelernt wird, wird es schwierig mit der Motivation. Zu diesem Thema gibt es zwei andere Podcast-Folgen, die ihr euch gerne anhören könnt.

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